Kater PURZEL
Mein Leben als
Gartenanlagen-Kater
7. November 2018 -
Ob ich einen Namen habe - das weiß ich nicht. Ich bin ungefähr 8 Jahre alt. 8 Jahre ist, denke ich, schon sehr alt für eine Gartenanlagenkatze. Meine Eltern und Geschwister leben alle schon lange nicht mehr. Sogar viele von meinen Kindern sind schon gestorben. Wie ich die letzten Jahre überlebt habe, das weiß ich nicht. Aber darüber bin ich sehr dankbar.
Im Sommer findet man immer viel zu fressen. Ich bekomme sogar ab und an einen Napf mit richtig leckerem Futter hingestellt und kann mich dann vollfuttern. Aber diese magischen Näpfe verschwinden leider immer, wenn die Tage kürzer und kälter werden.
Seit einiger Zeit fällt mir das Fressen jedoch nicht mehr so leicht. Ich habe seit Jahren schlimme Zahnschmerzen und seit ein paar Wochen kann ich meine Zunge nicht mehr in meinem Maul halten. Den letzten Zahn habe ich schon vor Monaten verloren - aber die Schmerzen sind geblieben.
Ich kann keine Mäuse mehr fangen - aber die Tage werden schon wieder kürzer und kälter. Ab und zu bekomme ich noch etwas zu Fressen - aber ich habe immer noch Angst so nah an die Menschen zu gehen. Sie sind so unterschiedlich. Die einen wollen mich anfassen, andere werfen Gegenstände nach mir. Ich habe sogar gesehen, wie einige Futter für meine Kinder ausgelegt haben - denen ging es danach ganz schlecht und am nächsten Tag waren sie nicht mehr da.
Aber ich habe so einen schrecklichen Hunger - also muss ich mich trauen. Vielleicht habe ich ja Glück, und es ist ein lieber Zweibeiner. Da ist immer eine Frau die im Garten ist. Sie mag hoffentlich Tiere.
Woche für Woche traue ich mich näher heran und ich habe Glück. Sie stellt mir immer einen magischen Napf hin.
Das Fressen fällt mir immer schwerer.
Ich bin k.o. - ich bin müde. Ich bekomme schlecht Luft. Ich habe plötzlich keine Angst mehr vor der Frau - sie stellt das Futter in eine Box - ok, ich vertraue ihr und gehe hinein. Die Box schließt sich hinter mir. Ich bin müde. Ich wache wieder auf - ich bin in einer Tierarztpraxis. Dort sprechen die Zweibeiner ihre Katzen mit Namen an, sie streichelten sie und sie kaufen dieses Futter, was in den magischen Töpfen ist.
Verrückt. Da ich ganz, ganz große Panik habe, werde ich von der lieben Tierärztin gleich in Narkose gelegt. Der Pikser tat noch einmal ganz kurz weh - dann gab es keine Schmerzen mehr!
Ich bin ganz ruhig eingeschlafen und den Rest bekam ich nur noch im Dusel mit.
Die Tierärztin sagte, dass ich einen großen Tumor im Maul habe. Und dass es einen Fistelgang zur Nase gibt und dass ich auch deswegen schlecht Luft bekomme.
Auf einmal wurde es ruhig im Raum. Meine Finderin fing an mit Weinen.
Weinte tatsächlich jemand wegen mir?
Dann wurde alles leichter - mein Streunerherz hörte auf zu schlagen - die Schmerzen waren vorbei!
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Der 6. November 2018 war ein schöner Tag.
Ich spürte Liebe - ich bekam eine eigene Decke und Blumen! Ich bekam ein eigenes Grab! Ich bekam einen Namen - PURZEL.
Warum mein Leben so ablief? Warum ich kein tolles Zuhause mit lieben Menschen, einer Couch und regelmäßigem Futter hatte?
Ich weiß es nicht.
Meine Retterin sagte, dass es immer noch Menschen gibt, die ihre Freigänger nicht kastrieren lassen. Aber das verstehe ich nicht. Man tut uns damit ja keinen Gefallen.
Es ist hart, jeden Tag aufs Neue kämpfen zu müssen.
Mein letzter Wunsch?
Lasst meine Artgenossen kastrieren, lasst sie chippen. Schaut nicht weg, wenn es uns offensichtlich schlecht geht! Wir brauchen eure Hilfe - ihr seid der Grund, warum es uns gibt!
Danke meine Retterin - ohne dich wäre ich in den nächsten Wochen verhungert! Schade, dass nicht alle Zweibeiner so toll sind wie du!
Vierpfotentraining und Tiersitting
mit
Lisa & Nadine
Nähere Informationen:
www.facebook.com/Vierpfotentraining
bzw.
Quelle: Veröffentlicht am 24.03.2020
mit Genehmigung der Urheberin -
Lisa Böhme - im Namen von
Vierpfotentraining und Tiersitting
mit Lisa & Nadine
***Zum Erhalt des jeweils authentischen Schreibstils der Autorinnen/Autoren wurde von uns der Originaltext 1:1 übertragen