TOMMY & JERRY

"Gut Ding braucht Weile"

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"So, nachdem ich mitbekommen habe, dass Garfield seine Geschichte erzählen durfte sind wir jetzt dran." 

 

Wir sind Tommy & Jerry und wohnen jetzt seit 51/2 Jahren bei unseren Dosis. Vorher waren wir in einem Raum mit ganz vielen Katzen, das hat uns beiden nicht so gefallen, aber wir hatten unsere eigenen Höhlen. Diese ganzen vielen Menschen mochten wir auch nicht. Wir haben immer Futter bekommen, aber die waren alle immer so gestresst und haben uns auch viel Aua gemacht.

 

Irgendwann kam dann Mama Dosi mit einer anderen Dosi noch zu uns. Wir haben immer versucht abzuhauen, aber sie kamen trotzdem an uns ran. Irgendwann waren die 2 dann wieder weg und 2 andere gestresste Menschen haben uns gefangen und uns dann in 2 so kleine Boxen gesteckt. Das war so eng und ich hatte so Angst. Ich hab mich überhaupt nicht bewegt. Jerry war dafür umso wilder. Sie hat die ganze Zeit versucht da raus zu kommen, aber keine Chance. Dann ging es in so ein stinkendes Ding für eine sehr lange Zeit. Irgendwann war auch endlich das vorbei, aber wir hatten immer noch so eine panische Angst. Mama Dosi hat dann zu Hause die Boxen geöffnet und wir durften raus. Wir waren erst mal extrem schockiert. Soviel Platz, das kann doch nicht sein!! Dann noch der Geruch einer anderen Katze, wo war die? Wir haben beide nur gefaucht und wollten weder essen noch trinken. Nach einiger Zeit sind unsre Dosis schlafen gegangen und haben uns alleine gelassen. Wir waren so panisch, dass jeder sich einen Ort gesucht und nicht bewegt hat. Am nächsten Tag hat uns Papa Dosi gefangen, in einen kleinen Raum gesteckt und die Türe zugemacht. Wir sind dann erst mal unters Bett und haben so gezittert. Kurze Zeit später ist was ganz Komisches passiert. Wir hatten auf einmal nicht mehr soviel Angst wie vorher. Warum das so war weiß ich nicht, aber es tat gut. Jerry hat sich dann auch langsam unter dem Bett hervor geschlichen. Sie ist immer noch die Neugierige von uns beiden. Ich konnte dem Braten noch nicht trauen. Beim letzten Mal haben wir uns auch lange unter dem Bett verkrochen und waren dann wieder bei den vielen Katzen in dem großen Raum.

 

Jetzt könnte ich noch viel erzählen, aber ich brauch eine Pause. Das Schreiben strengt an, morgen erzähl ich euch mehr.

 

*

 

Guten Morgen ihr Dosis. Nach einem ausgiebigen Schläfchen hab ich die Kraft euch noch bissl was zu erzählen.

 

Wir saßen ja lange unter dem Bett vor Angst. Bei Jerry hat irgendwann der Hunger gesiegt, ich hatte einfach noch zu viel Angst. Ich war zwar auch sehr hungrig, aber die Angst war bei mir einfach noch zu übermächtig. Jerry hatte auch den Mut auf die Fensterbank zu klettern während Mama Dosi auf dem Sofa lag - das war verdammt nah. Als es dunkel wurde und unsere Dosis schliefen hat Jerry es geschafft mich unter dem Bett hervor zu locken. "Diesmal haben wir Glück Tommy, hier dürfen wir bleiben - das spür ich einfach." "Wie kannst du dir da so sicher sein Jerry?" "Ich hatte letzte Nacht einen komischen Traum. Da ist eine Katze aus dem Regenbogenland zu mir gekommen, sie hieß Cora. Die hat zu mir gesagt, dass wir überhaupt keine Angst haben brauchen. Das sind ganz liebe Menschen. Sie war selber bei denen, aber nur kurz. So ein großes Stinkeding hat ihr ganz doll weh getan, so dass sie nicht bleiben konnte." "Hm, vielleicht hast du recht Jerry. Aber ich hab bisher nur Negatives in meinem kurzen Leben erlebt. Da positiv zu denken fällt schwer." "Ich auch Tommy, aber man darf die Hoffnung nie aufgeben."

 

Was soll ich sagen, meine Jerry Maus hat recht. Wir sind dann langsam losgezogen und haben jedes Zimmer im Haus erkundet. So viele Zimmer, das sollte alles zu unserem Reich werden??? Ich kann das einfach nicht glauben. In einem Zimmer stand ein ganz großer Kratzbaum. Da klettern wir heute noch sehr gerne drin rum. Und schlafen natürlich - das Wichtigste nach dem Fressen in einem Katzenleben. Dann waren wir auch in dem Zimmer wo unsere Dosis schliefen. So hatten wir die Möglichkeit, dass wir uns beide mal in Ruhe aus der Nähe betrachten konnten. So schlimm sahen die 2 eigentlich gar nicht aus. Jetzt warten wir die Tage mal ab. 

 

Am nächsten Morgen sind unsere Dosis aufgestanden und haben uns allein gelassen. Zuerst war ich sehr empört deswegen. Wie können die uns allein lassen?? Aber dann haben wir was sehr Leckeres entdeckt. Überall im Haus waren an verschiedenen Stellen so kleine Dinger zum Knabbern. Das war sehr lecker. So haben wir die nächsten paar Tage damit verbracht alles sehr genau zu erkunden. So viel Platz ist einfach unglaublich.

So, einen kleinen Punkt erzähl ich noch. Unsre Dosis haben was ganz Komisches am Abend mitgebracht. Das war so ein kleines Ding aus Stoff und hat verdammt gut gerochen. Ich wollte unbedingt das Ding zwischen die Pfoten kriegen, aber dann hätte ich unter dem Bett vorkommen müssen während Mama Dosi in der Nähe ist. "Nee nee, das mach ich noch nicht." Dafür hat Jerrys Neugierde gesiegt, und sie hatte sehr viel Spaß. Irgendwann war Jerry nur noch am Taumeln, da kam sie dann wieder zu mir unters Bett und meinte nur: "Tommy, das sind gaaaanz liebe Menschen. Ich schwebe jetzt noch auf Wolke 7 dank dem Stoffding. Die können nicht böse sein, hier sind wir richtig Tommy", sprach Jerry, legte den Kopf zur Seite und schlief.

 

So, das werde ich jetzt auch wieder tun. Ich war fast schon 2 Stunden wach um euch all das zu erzählen.

 

Nachdem Mami mir das Passwort gestern nicht verraten hat war ich heute schneller.

 

Was soll ich sagen, die Tage und Wochen vergingen. Wir trauten uns immer mehr und ich muss sagen, dass ich langsam aber sicher zu der Erkenntnis komme, dass wir hier das große Los gezogen haben. In dem Haus hat es so viele große Fenster und es gab auch einen abgetrennten Bereich im Freien. Mami nennt das Balkon. Da durften wir immer raus und die Sonne genießen. Eigentlich wollten wir auch ganz raus, aber Mami hat immer gesagt: "Das geht nicht, sonst werdet ihr auch überfahren wie Cora. Ich habe zu viel Angst um euch." Wir haben das nicht so ganz verstanden, aber wir haben es akzeptiert. Uns geht es jetzt so gut wie schon lange nicht mehr. Ich lag aber immer an den Fenstern und habe beobachtet, was da draußen durch mein Revier streift. Unter anderem war da auch sehr oft eine rote und eine fast weiße Katze. "Die muss ich irgendwann vertreiben", dachte ich.

 

An einem Abend lag ich auf dem Bett und Mama Dosi kam zu mir. Sie hatte noch so ein großes Knipsding in der Hand. Am Anfang fanden wir das nervig, aber Kater gewöhnt sich an alles. Sie fing an mich zu streicheln und hinter den Ohren zu kraulen. Das liebe ich. Das ging einige Minuten so. Dann beschloss ich, dass sie mich am Bauch kraulen darf. Sie hat das dann auch ganz vorsichtig und langsam gemacht. Das war so schön und ich genieße das heute auch immer noch in vollen Zügen. Irgendwann kam auch noch Papa Dosi. Beide haben sich so gefreut, dass ich ihnen endlich vertraue. Es hat auch sehr lange gedauert, aber wenn man sich die Zeit lässt entsteht Vertrauen und Liebe.

 

Von da an wurde alles noch viel schöner - immer sehr lange Kuscheleinheiten. Wenn ich nicht mehr wollte, durfte ich einfach aufstehen und gehen. Jerry wollte lieber spielen, aber nachdem sie gesehen hat wie ich mit Dosi kuschle hat sie das auch langsam zugelassen. Bald wurde es immer früher dunkler und es wurde auch sehr kalt. Wir durften nicht mehr sooft auf den Balkon. Dafür gab es dann an einem Abend sehr leckeren Fisch für uns, und unsere Dosis sagten: "Fröhliche Weihnachten ihr Süßen, lasst es euch schmecken!" Das war wirklich ein Festschmaus, ich liebe diesen Fisch. Jerry hat so schnell gefressen, dass sie danach die Hälfte wieder ausspucken musste. "Friss nächstes Mal langsamer, genieße es. Hier werden wir nie wieder hungrig sein. Deswegen brauchst du nicht so schlingen als wenn es dein letztes Fressen wäre." "Jaja du hast ja recht Tommy, aber alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen." Eine Woche später ist auch was Seltsames passiert. Mama hat im Schlafzimmer alles dunkel gemacht und ließ laut Musik laufen. Ich konnte nicht verstehen warum das alles, bis wir trotz der Musik später ein paar sehr laute Knaller gehört haben. Ich hab mir dann nur gedacht, dass die ohne Musik bestimmt nochmals lauter gewesen wären. Später gab es dann noch ganz leckeres rohes Fleisch für uns. Warum gibt es das nicht jeden Tag??

"So ihr 2, zum Neujahrsanfang gibt es was ganz Leckeres für euch. Sowas gibt es nur an besonderen Tagen. Jeden Tag geht nicht", sagte Mama.

 

Dieses Jahr sollte ein sehr besonderes Jahr werden. Wenn ich gewusst hätte was alles passieren sollte. Das wurde eine sehr aufregende Zeit. Nur so viel vorne weg. Wir durften in diesem Jahr dann doch ganz raus. Aber wie es dazu kam, will ich ein andermal erzählen.

 

*

 

So, bevor ich jetzt meinen nächtlichen Kontrollgang durchs Revier mache will ich euch noch unbedingt die Geschichte erzählen wie wir Freigänger wurden.

 

Wir saßen im Sommer nachts auf der Fensterbank im Schlafzimmer und haben auf die Träume unserer Dosis aufgepasst. Da es so warm war stand das Fenster nachts immer offen, aber es war so eine Art Gitter da. Es konnte nix passieren. Auf einmal meinte Jerry, sie müsse mich unbedingt putzen. In diesem Moment wollte ich das Ganze aber überhaupt nicht und hab mich gewehrt. Plötzlich gab es einen sehr lauten Knall und wir sind vor Schreck zu den Futternäpfen gerannt. Was war das?? Nachdem aber unsere Dosis wieder seelenruhig weiterschliefen haben wir uns auch wieder auf die Fensterbank gehockt. Ich hab mich wie immer etwas gegen das Gitter gelehnt, doch das war in diesem Moment ein sehr großer Fehler. Plötzlich flog ich einige Meter in die Tiefe und war in lauter Gras gelandet. Ich war so erstarrt vor Schreck, dass ich mich zuerst gar nicht bewegt hab. Ich hab dann ganz laut meine Dosis nach mir rufen hören. Da bin ich noch mehr erschrocken und erstmal unter einen Busch gerannt. Später war Mama draußen und hat mehrfach nach mir gerufen, aber ich konnte mich vor lauter Schreck noch nicht bewegen. Später sind Mama und Papa wieder in ihrem Stinkeding weg und ich war allein. Was war das alles hier?? Sollte das bedeuten, dass ich draußen war und endlich die rote Katze verscheuchen konnte?? Ganz langsam, jetzt schau ich mir erstmal alles ganz vorsichtig und sehr genau an. So begann ich ganz langsam um das Haus zu laufen. Ich versuchte alle Gerüche aufzunehmen und einzuordnen. Das war aber so viel auf einmal nach diesem Schreck, dass ich mich irgendwann unter einen Baum legte und sehr lange schlief. Der Hunger hat mich dann wach gerüttelt und ich bin weiter gelaufen. Plötzlich fand ich eine Schale mit diesem trockenen Fressen. War das von meiner Mama für mich?? Ich probierte davon und es war in diesem Moment das beste was ich je gefressen hatte. Ich machte die Schale komplett leer, ich war kurz vor dem Hungertod. Danach bin ich vorsichtig weiter durch mein neues Revier und hab natürlich auch gleich überall meinen Duft da gelassen. "Hier herrscht ab jetzt Tommy mit Prinzessin Jerry!"

 

Dann hörte ich Papa Dosi nach mir rufen. Ich rannte sofort der Stimme nach und war so erleichtert wieder ins Haus zu dürfen. Jerry hat mich überhaupt nicht mehr losgelassen. Ich musste ihr alles ganz genau erzählen und beschreiben. So viele Fragen, das ist typisch Weiber. Nach 3 Stunden hat sie mich dann endlich in Ruhe gelassen und nur gemeint: "Hoffentlich dürfen wir bald endgültig raus."

Und es sollte wahr werden. Allerdings mussten wir da noch einige Torturen bei der Frau in Weiß über uns ergehen lassen. Wir bekamen beide mehrfach ein kleines Aua gemacht. Aber dann war es soweit, wir durften raus. Ich kann das alles gar nicht beschreiben wie wir uns dabei fühlten.

 

Mama sagt grad, sie hat davon ganz viele Bilder gemacht. Da will ich euch morgen ein paar zeigen, aber die muss sie erst noch suchen. Ich hoffe, sie findet die Bilder.

Mama sagt, dass ich jetzt aufhören muss weil sie müde ist. Versteh zwar nicht was das mit mir zu tun hat. Ich bin abends immer fit, aber Mama nicht. Naja, lass ich sie mal schlafen gehen und ich mach Revierkontrolle. Bis bald ihr Lieben.

 

Tja, das mit den Bildern hat etwas länger gedauert. Mama war zwischendurch auch noch krank, hat ganz doll gehustet.

 

Hier sind die versprochenen Bilder  

  

Da habt ihr einen kleinen Eindruck davon, was wir für ein traumhaftes Leben hier führen können. Da sind wir in den nächsten Wochen erstmal ordentlich ans Erforschen unseres Reviers gegangen

Da ist auch so eine 3er-Gruppe immer durch unseren Garten marschiert. Wir haben versucht die zu vertreiben, aber wir hatten keinen Erfolg. Immerhin konnten wir verhindern, dass 2 von ihnen dauernd in unser windgeschütztes Eck kamen. Einen großen roten Kater konnte ich nicht vertreiben. Der hat immer da geschlafen. Irgendwann dachte ich mir: "Ok, schlaf da, aber sobald du an meine Jerry ran gehst ist der Teufel los!" Was mich aber ziemlich geärgert hat war, dass Mama Dosi dem roten Kater irgendwann Futter rausgestellt hat - unser Futter!!! Mama hat mehrfach zu mir gesagt: "Tommy sei froh, dass du regelmäßig Futter und einen warmen Platz zum Schlafen und viele Knuddeleinheiten kriegst. Der arme rote Kater hat wohl niemanden - soviel Angst wie der hat. Den hat bestimmt keiner lieb. Meinst du nicht du könntest den irgendwann akzeptieren?" Ich wurde nachdenklich, aber ich konnte mich mit dem Gedanken noch nicht anfreunden. Als es dann immer kälter wurde hab ich mich irgendwann doch mal mit dem roten Kerl unterhalten. Er hat mir dann erzählt, dass er Schmerzen hat und immer um sein Futter kämpfen musste. Hier bei meiner Mama Dosi hätte er Ruhe. Das hat mich und Jerry dann doch sehr nachdenklich gemacht. Wir hatten auch keine gute Zeit bevor wir zu unseren Dosis kamen. Ich sagte zu ihm: "Ok, hör zu. Ich erlaube dir jetzt hoch offiziell, dass du hier schlafen und auch bei uns mitfressen darfst. Sobald du aber einmal Jerry anfasst verschwindest du von hier. Ist das klar!" Er war dankbar, dass ich ihn ließ. Ab und zu musste ich ihm nochmal zeigen wer hier der Chef ist, aber wir gewöhnten uns langsam aneinander. Die anderen 2 Katzen wollten auch dazu, aber da war ich strikt dagegen. Die wollten alles bestimmen und der Chef sein. NIEMALS!!

 

Irgendwann kam der Zeitpunkt, dass der rote Kater, meine Dosis nannten ihn Garfield, bei uns ins Haus einzog. Wie das abgelaufen ist erzähl ich euch ein andermal.


Kleiner Tipp von uns:

Garfield erzählt seine Geschichte als nächstes

 

Quelle: Veröffentlicht am 31.12.19

mit Genehmigung der Urheberin -

Berit Gehrke

 

***Zum Erhalt des jeweils authentischen Schreibstils der Autorinnen/Autoren wurde von uns der Originaltext 1:1 übertragen