Gedanken

einer Katze

Warum hält niemand an?

 ...

 

Ich war auf meinem Streifzug durch mein Revier. Plötzlich spüre ich einen Schlag, höre einen dumpfen Knall. 

Mir tut alles weh. Mein Kopf - mein Bauch. Ich kann nicht denken, das Atmen fällt mir schwer, ich schmecke Blut. Was soll ich tun? Ich kann nicht aufstehen, um bei meinen Menschen Hilfe zu suchen, ich liege einfach da und warte. Ja, auf was?

Niemand hält an, alle - wirklich alle - fahren vorbei. Ob mich noch ein zweites Auto erwischt? Ich weiß es nicht.

 

Dann hält doch jemand an. Ich höre, wie sie redet. Sie ist traurig, weil nicht einmal die Person, die sie informiert hat, zehn Minuten auf sie gewartet hat, um die Unfallstelle abzusichern. 

Behutsam legt sie mich in eine Box und gibt mir Medikamente, um mir zu helfen. Das Atmen wird etwas leichter, aber ich kann mich noch immer nicht bewegen. Sie redet mit mir, dass ich keinen Chip habe und keine Tätowierung. Sie kann mein Frauchen nicht benachrichtigen, damit sie zu mir kommt. Aber sie verspricht mir, dass sie bei mir bleibt - ich muss nicht alleine sein. Auf der Fahrt zum Tierarzt frage ich mich ... warum?

 

Warum kennzeichnet Ihr uns nicht? Ist es Euch egal, was aus uns wird? Auf Eure Hunde passt Ihr doch auch auf. Die würdet Ihr nicht einfach draußen alleine rumlaufen lassen. Wir lieben unser Zuhause genauso und kommen gerne dahin zurück. Wenn wir es aber nicht schaffen, dann helfen ein Chip oder eine Tätowierung uns, wieder heim zu kommen - wenn man die Nummern registriert. Und ja, ich liebe es, durch die Wiesen zu streifen. Aber wie ich schmerzhaft erfahren muss, Freiheit birgt auch Gefahren. 

 

"Wir sind fast da, kleiner Mann", sagt sie. Aber ich merke, dass ich das Leben nicht festhalten kann. Ich versuche es. Ich muss doch zurück, mein Frauchen und mein Herrchen vermissen mich doch. Ich schaffe es nicht.

 

Beim Tierarzt sind alle traurig. Ich spüre einen Piks. Die Schmerzen werden weniger. Sie streichelt mich. Ich würde gerne noch einmal Deine Nähe spüren. Aber ich bin so müde. 

 

Aufruf:

"Bitte lasst uns nicht auf der Straße liegen, wenn wir überfahren wurden und/oder verletzt sind!"

"Bitte lasst uns registrieren!"


Autor*in unbekannt

 

***Zum Erhalt des jeweils authentischen Schreibstils der Autorinnen/Autoren wurde von uns der Originaltext 1:1 übertragen